1. Tag: Radolfzell – Insel Reichenau, 52 km / 1000 hm
Dieses Wochenende sollte es einmal abseits des klassischen Bodensee-Radwegs durchs Hinterland zwischen dem Überlinger See und dem Untersee gehen. Der Bodanrück, wie sich der große Buckel zwischen den zwei Teilen des Bodensees nennt, ist ein idyllisches Paradies für Mountainbiker, Wanderer und Genießer (wie mich).
Wir kommen am späten Vormittag mit dem Zug aus Ulm, dem Baden-Württemberg-Ticket sei Dank, ist die Anreise mit Rad schnell und günstig. Auf dem Radolfzeller Wochenendmarkt laden wir unsere Rucksäcke mit Reiseproviant und machen uns gleich auf, die ersten Höhenmeter zu erklimmen.
Schnell gelangen wir auf dem Radweg aus der Stadt und fahren zunächst ein Stück auf dem Radweg an der Straße nach Möggingen. Wäre es wärmer, hätten wir gleich ein Bad im Mindelsee – einem kleinen See am Waldrand – genommen, fahren aber bergauf weiter nach Güttingen. Ab hier sind wir dankbar, dass wir das GPS dabei haben, denn es sollen viele Waldwege folgen, deren Abzweigungen schnell zu Irrwegen werden können. Und wer möchte schon umsonst bergauf strampeln…
Auf der Spitze unseres knapp einstündigen Anstiegs thront leicht westlich von Liggeringen die Ruine Altbodman. Von hier genießt man einen herrlichen Blick auf Überlingen und den Überlinger See. Aber auch der Blick ins Hinterland ist wunderschön, so sieht man von dem höchsten Punkt des Bodanrücks bis tief in den Hegau mit seinen Vulkanbergen.
Wir entscheiden uns kurz vor Langenrain zu einer Pause in der Waldstube Hof Höfen. Im schattigen Biergarten gibt es einfache aber sehr gute Gerichte, einen kleinen Spielplatz und jede Menge Platz für Radfahrer und Wanderer.
Wir fahren downhill bis nach Freundtal um von dort ein letztes Stückchen bergauf zum Rohnhauser Hof zu fahren. Das kleine Gut im Wald über Dettingen ist für seine Hühnereier in der gesamten Region bekannt und bietet in seinem Hoflanden auch Destilliertes.
Es folgt nach Dettingen der Ziegelhof, der ebenfalls einen schönen Biergarten zu bieten hat und aufgrund seiner etwa einhundert Pferde ein beliebtes Familienziel ist. Wir konzentrieren uns aber aufs Radfahren und stechen in den nächsten Wald zwischen Dettingen, Dingelsdorf und Litzelstetten. Von anderen Radlern bekommen wir den Tipp zum Fuchshof in Oberdorf zu fahren, hier könne man Erdbeeren selber pflücken oder an einem schattigen Plätzchen einen guten Kaffee bei hausgemachten Kuchen trinken. Gesagt – getan. Und wir haben es definitiv nicht bereut.
Gestärkt fahren wir den Höhenweg bis Litzelstetten und erklimmen von dort den steilen Weg bis zum Purren. Bei Föhnwetter sieht man von hier aus das See-Ende und bis in die Oberstdorfer Alpen hinein. Heute beeindrucken uns allerdings nur die malerischen Wolkentürme, die schon den ganzen Tag unsere Begleiter sind.
Wir radeln ein letztes Mal über den Bodanrücker Wald, vorbei am Dettinger Weiher bis nach Allensbach. Hier steigen wir ins Schiffchen auf die Insel Reichenau und lassen den Abend bei einem Gemüsebrettle am Campingplatz Sandseele mit herrlichem Sonnenuntergang ausklingen.
2. Tag: Insel Reichenau – Stein am Rhein – Radolfzell, ca. 54 km / 1100 hm
Das Wetter meint es heute leider nicht so gut wie gestern. Aber immerhin kommt ab und zu die Sonne zwischen den Regenwolken zum Vorschein.
Bei den Aussichten fällt das Aufstehen nicht ganz so leicht. Zudem spüren wir die Kilometer vom Vortag noch in den Beinen. Zum Glück fährt das Solarschiff erst um halb elf, so haben wir Zeit für ein langes Frühstück und eine kurze Runde über die Insel Reichenau, die sich nicht nur Gemüseinsel sondern auch UNSESCO Weltkulturerbestätte nennen darf. Um kurz vor elf erreichen wir mit besagter Solarfähre das Schweizer Örtchen Mannenbach.
Unser Radweg führt uns sofort steil bergauf. Gut, dass wir nach den ersten Höhenmetern am Napoleon-Schloss Arenenberg kurz Luft holen können und dabei den sagenhaften Ausblick über die Reichenau bis nach Radolfzell bestaunen können.
Es geht weiter steil aufwärts, teilweise durch Wälder und an Waldrändern entlang, immer mit schönem Ausblick auf den Untersee und die Stelle, an welcher der Rhein den Bodensee wieder verlässt. Gegenüber liegt Deutschland und die Höri.
Leider ist das schöne Wetter nun vorbei, wir fahren schnellstmöglich und ohne Zwischenstops nach Stein am Rhein. Hier reicht es für einen kurzen Schümli-Kaffee in der schnuckeligen, heute allerdings verregneten Alstadt, bevor wir weiter über den steilen Schiener Berg bis nach Radolfzell fahren. Hätte das Wetter heute weiter mitgemacht, hätten wir sicher noch einige Stops gemacht, aber so waren wir froh, den Radolfzeller Bahnhof zu erreichen um die Heimreise anzutreten.